20.09.2006 Viel Dampf in Brennblase und Geistrohr

Dieter Schwamborn verarbeitet in seiner historischen Abfindungsbrennerei jetzt Edelobst. Bis das Destillat in die Glasballons wandert, sind viele Schritte nötig. Das Hauptzollamt überwacht die Produktion.

Mit einer Stitze füllt Dieter Schwamborn den alten Brennkessel. Was dabei im halbvollen Kupferbehälter immer wieder aufwirbelt, ist gebrannte Hefemaische. Aus dem Fass voll mit Rohbrand, den der Linzer am Vortag gewonnen hat, will er nun das brennen, woran sich Schnapskenner gern erfreuen.

Brennerei

Doch so einfach ist es nicht, die Brennereianlage immer mit gleichmäßigem Druck am Laufen zu halten. „Wenn man eine Weile nicht aufpasst, läuft der Feinbrand nicht stetig aus der Vorlage - da, wo die fast fertige Weinhefe aus dem kupfernen Krähnchen fließt". Es ist morgens 8 Uhr, als der Branntweinmeister Koks in das große Ungetüm von Heizkessel schaufelt. Als sein Großvater Ende des 19. Jahrhunderts erstmalig Edelobst brannte, gab es den Heizkessel noch nicht. „Außer einem Kühler waren hier zwei Brennblasen eingemauert. Direkt darunter wurde das Feuer entfacht." Zu der Zeit war das Brennen noch mühsamer, als es heute noch ist. „Wollte man an den Inhalt der Brennblase auswechseln, musste man erst die Glut darunter entfernen", erzählt Dieter Schwamborn, während er den Dampfdruck überprüft. 1921 dann wurde die Vorrichtung durch Heizkessel, Kupferbrennblase und einem neuen Kühler ersetzt. Mittlerweile ist auch daraus ein „Altertümchen" geworden. Inzwischen dampft und brodelt es in der dickbäuchigen Brennblase. In der Brennerei herrschen ungefähr 35 Grad Celsius, als der Schnapsbrennerei von seiner Kindheit erzählt. „Hier wurden schon verschiedene Obstsorten wie Birne und Kirsche gebrannt". Als kleiner Lausbub habe er seinem Großvater beim Brennen über die Schulter geschaut. „Während die anderen noch im Sandkasten spielten, war ich mit dem Schnapsbrennen beschäftigt", lacht er verschmitzt. Mit viel Kraft konnte er das Rad drehen, mit dem die Pflaumen gequetscht und in Zwetschgenmaische umgewandelt wurden. „Früher hat es mindestens fünf Brennerein hier in Linz gegeben, doch übrig geblieben sind nur noch wir", sagt Dieter Schwamborn. Heute zählt die historische Abfindungsbrennerei in Linz zu dem einen Prozent, die überhaupt noch im Regierungsbezirk Koblenz und Trier vorhanden sind. „Die meisten verfügen über eine mit einer Uhr ausgestatteten Verschlussbrennerei beziehungsweise über eine „Kolonne" auf der modernen Edelstahlbrennblase", erklärt der Brennmeister. Die „Kolonne" sorgt dafür, dass der Alkohol stets mit gleich hohem Prozentgehalt fließt. Mit einem wachsamen Auge verfolgt nicht nur der Schnapsbrenner die geräuschvollen Prozesse, wenn der Dampf aus dem Heizkessel in die Brennblase fließt und mit Alkoholgehalt weiter durch das „Geistrohr" in den Kühler zieht. Wenn Dieter Schwamborn brennt, überprüft das Hauptzollamt Stuttgart jeden Vorgang. „Bei der Abfindungsbrennerei sind Anmeldung beim Hauptzollamt, Angabe der Maischemenge und die Führung von Materialüberwachungs- sowie Brennbuch absolute Pflicht", erklärt der Weinhändler. So manches Anekdötchen weiß er darüber zu erzählen, wenn die Zöllner jeden Wasserhahn und Schlauch überprüfen, die irgendwie in direkter Verbindung mit der Brennanlage stehen könnten.

Nach dem anstrengenden Tag ist das köstliche Destillat dann endlich in Glasballons gelandet, doch trinken kann man die Kostbarkeit noch nicht. „Der Schnaps wird erst noch im Keller gelagert, damit er an Aroma und Geschmack gewinnt". (smo)

General Anzeiger 20.09.2006

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